Victoria Vicky 3, Baujahr 1954


Die Restaurationsbasis bildet eine bedingt fahrbereite Vicky III aus zweiter Hand.                                                                                                           Motor läuft, Licht leuchtet, nicht mehr--aber auch nicht weniger.                                                                                                                                          Der Vorbesitzer hat sie von seinem Onkel geerbt. Eine originale Betriebserlaubnis ist mit dabei.                                                                                    Das Fahrzeug wurde augenscheinlich mit Farbtopf und Pinselstrich "nachlackiert".                                                                                                            Der Lenker stammt von dem Nachfolgemodell Vicky IV, die Handgriffe wurden offensichtlich irgendwann in den 70ern ersetzt.                                  Die Elektrik, sprich die Anschlüsse rund um den Generator, sind durch einen "fachkundigen" Restaurator mit einem kloßförmigen Haufen Acryl isoliert, der Benzinhahn mit einem fast faustgroßen Klumpen Fensterkitt abgedichtet; es gibt nichts, was es nicht gibt !                                          Leider ist die Zweiklang-Lenkerklingel nicht funktionsbereit. Der Seilzug wurde durchtrennt und der Betätigungshebel fehlt. Einen Lichtblick gibt es dann doch noch:  Onkels Neffe hat dem Zweirad zwei Continental Weißwandreifen spendiert; immerhin was :-)                                                             So weit die Bestandsaufnahme.                                                                                                                                                                                                 Nun der Restaurationsplan:                                                                                                                                                                                                         Die Vicky bleibt zunächst in dem optischen Zustand, da ja auch alle Veränderungen ihre eigene Geschichte haben. Technisch soll sie 100% funktionstüchtig und einsatzfähig werden.                                                                                                                                                                               Der Plan ist, mit ihr das Redbull Alpenbrevet 2017 zu bestreiten und da müssen vor allem Motor und Bremsen in Schuss sein.


Der originale Kaufzustand:



  1. Motor ausbauen. Das Agregat wird von drei Schrauben im Rahmen gehalten. Um an diese heranzukommen ist zunächst rechts und links der Kettenschutz zu entfernen. Anschließend die Seilzüge (Gas, Deko u. Kupplung) auszuhängen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall die originale Montage-Anleitung, oder digitale Unterlagen zur Hand zu haben. Originale gibt es u.a. bei Ebay (ca. 10 €) oder digital u.a. beim Victoria-Oldtimer-Webshop mit vielen weiteren Informationen für 29,95 €.
  2. Das alte Getriebeöl ablassen.
  3. Kupplungsdeckel entfernen.
  4. Die sechs Muttern der Decklamelle lösen.
  5. Decklamelle/Druckplatte, Federn und Federtöpfe herausnehmen.
  6. Befestigungsmutter der Kupplungsplatte entfernen.
  7. Decklamelle und eine Kupplungsscheibe abheben.
  8. Seegerring abheben, Kupplungsteile entfernen.

1. Motor "Victoria M50"

Das Herz der Vicky III nennt sich M 50 und leistet stramme 1,75 PS bei 47ccm.

Bing Vergaser 1/10/11.

Zum Vergleich:

Bei einer "modernen" Hercules Prima 5 der 1980er zog lediglich ein Pferd an der Kette!!!

Folglich brachte es die flotte Vicky auch auf 40 km/h (+X), was zu der damaligen Zeit aber auch niemanden interessierte ;-)

 

2. Öl ablassen

Die Ölablassschraube ist als solche auf dem Kupplungsdeckel gekennzeichnet. Augenscheinlich beinhaltete der Motor noch das erste Öl von 1954 ;-)

3. Kupplungsdeckel entfernen

Nach Herausschrauben der vier Linsenkopfschrauben und Abheben des Kupplungsdeckels bot sich mir das o.a. Bild. Wie das rostbraune Getriebeöl schon vermuten ließ, hatte sich Wasser abgesetzt, was in Getriebe und an der Kupplung zu Rost führte. 

Glücklicherweise waren die alten Linsenkopfschrauben relativ leicht zu lösen (Tipps bei festsitzenden Schrauben siehe 5.)

Achtung !!!

Der Stift (Druckpilz, 5p, Art.: 7244 K8) mittig der Kupplung ist nur eingesteckt. Vor dem Entfernen der Platte unbedingt herausnehmen!



4a. Nachdem einiges an Ölschlamm, Rost und altem Getriebeöl entfernt wurde ist nach Montageanleitung mit einem Spezialwerkzeug, oder einfach mit einer Schraubzwinge der Druck von der Kupplungsplatte (Decklamelle) zu nehmen.

Anschließend lassen sich selbst bei diesem verrosteten Exemplar die sechs Muttern leicht lösen.


4b.Nach dem Abheben der Decklamelle bietet sich dieses Bild.

Nun sind die sechs Kupplungsdruckfedern (5k, Art.: 2654 K 44 herauszunehmen und die Befestigungsmutter für den Kupplungskern (5m, Art.: 7354 K30) zu lösen.

Achtung: Linksgewinde!

Zum Lösen der Befestigungsmutter muss die Kupplung arretiert werden. Dies erfolgt durch das Blockieren des Kettenrades


5. Ausgebaute Druckplatte mit Schrauben (5o, Din 934)/Unterlegscheiben (5n, Din 127), Kupplungsdruckfedern (5k, Art.: 2654 K44) und zugehörige Federtöpfe (5j, Art.: 7324 K36).


6. Befestigungsmutter (Achtung, Linksgewinde) lösen. Um einen Gegenhalt zu haben, muss der erste oder zweite Gang eingelegt sein und das Kettenrad mit Gegenhalter (Spezialwerkzeug) gehalten werden.


7. Nun können Befestigungsmutter (5m, Art.: 7354 K 30) , Unterlegscheibe, Zwischenlamelle (5g, Art.: 2694 K16) und Kupplungslamelle (5f, Art.: 2699 K2)

(von oben nach unten in Montagereihenfolge) abgehoben werden.


8. Demontage des Seegerringes (5e, Art.: A20 x 1,2l) mit Spezialzange.

8a. Nach dem Abheben des Seegerringes können auch die weiteren Kupplungslamellen, Zwischenlamellen und die Grundplatte mit den Gewindestiften abgehoben werden.

Das Bild zeigt die ausgebauten Teile von oben nach unten und links nach rechts in der Montagereihenfolge.